Glaubensstärkend und krisenerprobt – Kleingruppen im Wandel der Zeit

Seit wann gibt es sie? Welche Geschichte haben sie in der FeG Herborn? Wie haben sie die Coronazeit überlebt? Welche Angebote sind in Zukunft wichtig?

Von der Bibelstunde zum Hauskreis

Zusammenkünfte von Christen in Privathäusern, um mehr über Jesus und seine Lehre zu erfahren, kennen wir schon aus der Zeit der frühen Gemeinde. Schließlich standen die ersten Christen im Alltag wegen ihres neuen Glaubens sehr unter Druck. Hausgruppen mit Gleichgesinnten gaben ihnen Kraft, geistlich zu überleben und das Evangelium nach außen zu tragen: „Sie hörten keinen Tag damit auf, im Tempel und in Privathäusern zu lehren und die erfreuliche Botschaft zu verkündigen, dass Jesus der Messias ist“ (Apostelgeschichte 5,42).

Später entschied man sich aus Angst vor Irrlehren für feste Leitungsstrukturen und es entwickelte sich eine Einheitskirche mit zunehmend liturgischem Konzept. Erst Luther rückte die persönliche Beschäftigung mit der Bibel wieder mehr in den Vordergrund. Er schlug tägliche Zusammenkünfte vor, in denen fortlaufend biblische Bücher ausgelegt werden sollten. Im Pietismus und in der Erweckungsbewegung wurde dann die Bibel- „Stunde“ zum festen Bestandteil gemeindlichen Lebens. Sie hatte einen klaren Ablauf, bestehend aus Lied und Gebet zu Beginn, Wortbetrachtung, Gebetsgemeinschaft und Abschlusslied. Auch in den Freikirchen war die Bibelstunde in der Wochenmitte ein fester Bestandteil. Lothar Reuter kann sich erinnern, dass sie in der FeG Herborn zunächst im Büro des Pastors stattfand.

Als die Gemeinde in der Friedrich-Ebert-Straße größer wurde, teilte man sich nach der Einführung in zwei Gruppen auf. Anschließend traf man sich wieder, um die Ergebnisse des Bibelgesprächs zu teilen. Es war der Beginn der sogenannten Gemeindebibelschule (GBS). Später wurden Gruppen dann auch in die Häuser verlagert und einmal pro Monat gab es einen gemeinsamen Abend im Gemeindesaal. Das verlief nicht überall so problemlos. Aus Angst vor Rückschritten taten sich einige Gemeinden schwerer mit der Einführung von Hauskreisen und der Abschaffung der traditionellen Bibelstunde.

Hauskreise als wichtige Wachstums- und Kraftquelle für den Glauben

Im Laufe der Jahre wuchs die Hauskreisarbeit in der FeG Herborn stark. Hauskreise galten als unverzichtbar für die Integration in die Gemeinde, Menschen wurden im persönlichen Glauben gestärkt. Man betete zusammen und sprach über biblische und andere Themen, die den Hauskreismitgliedern wichtig waren, es gab aber auch Spielabende und ähnliche Freizeitaktivitäten. Viele erlebten Glaubenswachstum und erhielten Kraft für ihren Alltag. Bis heute sind diese Kleingruppen für viele ein Ort, um sich kennenzulernen, aufeinander zu hören und leichter ins Gemeindeleben hineinzufinden. Sie möchten dieses Miteinander mit ihren Freunden, gerade in Krisenzeiten, nicht missen. Wie wertvoll Hauskreise sein können, zeigte sich während des Corona Lockdowns und in der Zeit danach.

Hauskreise – kreativ durch die Coronakrise

Um das Miteinander trotz Social Distancing aufrechtzuerhalten, wurden einige sehr kreativ. Man fand andere Wege zur Kommunikation, zum Beispiel über Zoom. Ein Hauskreis berichtet, dass sie weiterhin reihum die Andacht vorbereiteten und dann Freud und Leid online teilten. Durch die modernen Medien konnten sie weiter füreinander beten und Kontakt halten – nur mit dem Singen sei es nicht so optimal gewesen. Die Hauskreisteilnehmer hätten sich aber in dieser Zeit noch besser kennengelernt und tiefer zusammengefunden. Eine Hauskreispause gab es hier selbst in den Ferien nicht.

Ein anderer Hauskreis wartete, bis persönliche Treffen im Gemeindehaus wieder mit Abstand möglich waren, und setzte dort wieder inhaltlich an, wo man vor der Coronazeit aufhören musste. Die Gruppe mit etlichen Teilnehmern aus der Risikogruppe startete später damit und beschloss, die jeweils gemeinsame Zeit zu verkürzen. Neue Treffpunkte wurden gefunden, um niemand zu gefährden, sei es mit Abstand auf dem Hof der Gemeinde oder auf den Terrassen der Wohnhäuser. Die Freude des Wiedersehens und wieder Gemeinschaft pflegen zu können, war riesig. Diese Berichte machen froh. Man kann daher jeden nur ermuntern, sich einem unserer Hauskreise anzuschließen, auch um in der Gemeinde Anschluss zu finden.

Ansprechpartner ist Thomas Gass: thomas.gass@feg-herborn.de

 

Ergänzende Kleingruppenangebote in Planung

Leider ist es einigen nicht möglich, sich über längere Zeit an eine feste Gruppe zu binden. Doch wir möchten auch die erreichen, die sich umständebedingt oder aus persönlichen Gründen gegen eine Hauskreisteilnahme entschieden haben. Manch einem mag die Hauskreisform zu persönlich sein und man befürchtet, sich nicht ohne Aufhebens wieder ausklinken zu können. Um den verschiedenen Ansprüchen gerecht zu werden, braucht es neue, ergänzende Angebote – auch zum Reinschnuppern. Daher denken wir im Moment über ein erweitertes Kleingruppenkonzept nach, das auf die veränderten Bedürfnisse eingeht und sich für Gäste eignet. Angedacht ist ein dreimonatiges Semesterwochenprogramm, in das man sich verbindlich einwählen muss. Der Schwerpunkt dieser Treffen liegt auf Interessen – zum Beispiel miteinander joggen, gärtnern, handarbeiten, ein ausgefallenes Glaubensthema diskutieren oder auf biblische Texte tiefer eingehen. Geplant ist, dass solche Angebote zweimal jährlich stattfinden. Wenn das Semesterprogramm steht, werden wir es veröffentlichen.

 

Text: Thomas Gass und Hildegund Beimdieke

Hinweis: Bilder vor Corona aufgenommen