Die „Mini-Gemeinde junger Christen“ in der Gemeinde

Es ist Sonntagabend 18:00 Uhr. Langsam trudeln zwischen 15 und 20 junge Erwachsene in der FEG Herborn ein. Treffpunkt ist der Jugendraum. Einer hat Kekse, der andere eine Melone mitgebracht, es gibt etwas zu Trinken. Die Stimmung ist gut, es wird gefrotzelt und erzählt. Dann geht es los. Es sind wieder einige neue Gesichter da, deshalb startet man mit einer kleinen lustigen Vorstellungsrunde. Dabei merkt man schnell, alle sind vertraut miteinander. Man kennt sich, weiß um die kleinen Feinheiten des Einzelnen. Es macht Spaß dieser Gruppe zuzuschauen. Sie sind jung, lebendig, unverblümt und trotzdem auf ihre Art freundlich miteinander. Man mag sich. Das spürt man sofort.

„Wir verbringen nicht nur gemeinsam Zeit im Jeff, sondern es haben sich richtige Freundschaften entwickelt. Wir sehen uns auch unter der Woche“. Sie teilen ihr Leben. Das hat sich so entwickelt, geplant war das nicht.

Der Plan war, die Lücke nach dem Jugendkreis zu füllen. „Wir wollten mit Jesus im Mittelpunkt gemeinsam Zeit verbringen. Das hat uns nach der Jugend gefehlt.“ Corona hat das nicht leichter gemacht. Als die Gemeinde anfing, Semestergruppen anzubieten, haben Robin und Elisa die Chance genutzt und einfach gefragt. „Dürfen wir einen „Jungen Erwachsenen Treff“ anbieten?“

Natürlich durften sie. Semestergruppen sind Kleingruppen auf Zeit. Jede Gruppe hat einen eigenen Schwerpunkt, der ganz unterschiedlich sein kann. Es gibt Kurse zu Glaubensfragen und der eigenen Entwicklung im persönlichen Glaubensleben, genauso wie eine Wander- oder Musikgruppe. Und es gibt den Jeff. „Wir sind total dankbar, dass die Gemeinde uns unterstützt. Sie stellen uns so viel zur Verfügung, dass wir für unsere Gruppe nutzen können. Das schätzen wir sehr.“

Mittlerweile sind sie ca. 40 Personen, die sich in unterschiedlicher Besetzung einmal die Woche treffen, um gemeinsam Zeit zu verbringen und auch immer einen geistlichen Impuls zu haben. Ca. 15 Personen bilden einen festen Kern, der immer da ist. Dabei sammeln sie ihre Themen gemeinsam in einer Liste. Jeder kann sagen, was ihn bewegt und wozu er gerne Informationen oder Anregungen hätte. Die Themen sind lebensnah oder beschäftigen sich mit den Grundfragen des Glaubens. Es geht um Orientierung im Leben und darum, als Christ glaubwürdig und authentisch zu sein.

Pastor Simon Gottschick, Nina Kopp aus der Gemeindeleitung oder ihr ehemaliger Jungendleiter Simon Dietz waren schon zu Besuch und haben mit ihnen über Gemeinde und Gaben diskutiert. Daraus ist das Bedürfnis gewachsen, in der eigenen Gemeinde sichtbar zu sein, Teil zu haben und sich einzubringen.

Inzwischen bietet der Jeff auch regelmäßig praktische Hilfe an. Jeder kann sich melden. Ob es um die Hilfe beim täglichen Einkauf oder Rasen mähen geht. Wer Hilfe braucht, bekommt sie. Sogar bei einer Hausrenovierung haben sie schon geholfen. „Das hat Spaß gemacht, uns aber auch ein Stück weit an unsere Grenzen geführt. Wir müssen überlegen, wie wir dieses Angebot in gesunde Bahnen lenken können.“ Auch das wird miteinander besprochen und man sucht gemeinsam nach gangbaren Wegen. Immer wieder spiegelt sich in solchen Situationen die Vertrautheit der Gruppe wider.

Im Frühjahr haben sie für einen Samstag eine Reifen-Wechsel-Station im Hof der Gemeinde eingerichtet und jedem, der kam, die Sommerreifen aufgezogen und Wasser- und Ölstand geprüft. Im nächsten Gottesdienst haben sie dann selbst davon berichtet und Bilder gezeigt. Sie sagen von sich selbst, dass die das Bedürfnis haben, sich der Gemeinde mitzuteilen und zu zeigen.

Anfangs saßen sie auf der Empore des Saales, mittlerweile findet man sie in den ersten Reihen. Sie verstehen sich als Teil der Gemeinde und möchten für alle sichtbar sein. Nach dem Gottesdienst haben sie angefangen, sich mit Klatschen für die wertvolle Zeit zu bedanken. So setzen sie langsam ihre Akzente im Gottesdienst und reißen andere mit.

Nach einem Themenabend über Begabungen entschied sich Amelie in die Moderation des Gottesdienstes einzusteigen und hat mit der Unterstützung eines erfahrenen Mitarbeiters ihre erste Gottesdienstleitung hinter sich gebracht. „Ich war super aufgeregt, aber es hat so viel Spaß gemacht. Ich bin froh, dass ich mich getraut habe. Es ist schön dem Gottesdienst eine eigene Note geben zu können; über ein Lied, dass man vorschlagen kann oder den Segen, den man für die Gemeinde ausgesucht hat.“

Sie sind sich einig, dass sie sich weiter und mehr einbringen möchten. Im Sommer werden sie daher einen Gottesdienst für die Gemeinde gestalten. Und etlichen unter ihnen ist bewusst geworden, dass sie auch ein offizielles Mitglied der Gemeinde werden möchten. „Anfangs konnte ich mir nicht vorstellen, jeden Sonntag morgens im Gottesdienst zu sein. Mittlerweile fehlt mir etwas, wenn ich mal nicht da sein kann. Ich genieße die Zeit.“

Auch wenn nicht alles ihren Geschmack trifft, so ist es doch ein Zuhause für sie geworden. Ein Zuhause, dass sie mitgestalten wollen. Ich merke, die FEG Herborn muss sich um die Zukunft keine Sorgen machen. Eine Generation junger Christen lebt hier, die diese Gemeinde prägen und gestalten will. Der Jeff hat eine Lebendigkeit in die Gemeinde gebracht, die sich mit Händen greifen lässt. Indem sie ihr eigenes Leben bereichert haben, haben sie dies gleichzeitig mit dem Leben vieler in ihrem Umfeld getan. Ihre Freude an ihrer Beziehung zu Jesus Christus ist ansteckend. Hier wird Glaube greifbar. Das ist wunderschön.

„Wir sind ja erst mal nur eine Semestergruppe“, sagen sie mit einem Zwinkern in den Augen. „Aber nach dem Semester ist garantiert nicht Schluss.“

Jeder zwischen ca. 20 und 30 Jahren ist eingeladen, im Jeff vorbeizuschauen. Kontakt bekommt ihr über Robin und Elisa Schnackenwinkel schnackistom@live.de oder die Website der FEG Herborn www.feg-herborn.de

Treffpunkt Sonntag ab 18:00 Uhr in der FEG Herborn (nehmt den hinteren Eingang im Hof), ab 18:30 Uhr geht es offiziell los. (Es sei denn, man ist zum Volleyball spielen an der Krombachtalsperre oder irgendwo eingeladen. Fragt daher vorher kurz nach.)