Diagnose: Corona!

„Ich wollte noch nicht sterben und erfuhr in den schlimmsten Stunden Gottes Bewahrung.“ Jutta Nattler berichtet.

Ich stand in der Nacht vom 18. auf den 19. März an der Balkontür meines Schlafzimmers; mir ging es unendlich schlecht. Die Probleme beim Atmen nahmen zu und machten mir Angst. Ich wollte noch nicht gehen. Natürlich wusste ich, dass es im Himmel wundervoll ist, aber ich wandte mich in diesen Minuten aufgebracht an Gott und sagte: „Jetzt noch nicht, Herr.“ Was war geschehen?

Wahrscheinlich bei einem Besuch in einer Gaststätte in NRW hatte ich mich mit Covid 19 infiziert. Schon zwei Tage danach setzten Kopfschmerzen ein, später kamen Halsschmerzen, Husten und andere Beschwerden hinzu. Zunächst dachte ich mir wenig dabei und ging weiter meinen Verpflichtungen nach, da ich die Symptome eher für einen saisonbedingten Infekt hielt. Ich weiß nicht, was geschehen wäre, hätte da Gott nicht plötzlich die Notbremse gezogen.

Meine Tochter hatte nämlich nach einer Spritze Fieber bekommen und nun stand der Verdacht von Corona bei ihr im Raum. Sie sollte einen Test machen und bat mich, sie zu begleiten. Dann die überraschende Reaktion meines Hausarztes, als er mich zu sehen bekam. „Sie sind zwar nicht angemeldet, aber wenn Sie schon sagen, Ihnen geht es nicht gut, dann machen wir auch mit Ihnen einen Test“, sprach er mich an. Kurze Zeit später bekam ich das niederschmetternde Ergebnis. Ich hatte Covid 19 und mir ging es nicht gut dabei. Im Gegenteil, mein Krankheitsbild verschlimmerte sich ständig.

Bis ich dann eines Nachts an meiner Balkontür stand – verzweifelt, weil mir das Atmen so schwerfiel. Schon am Tag danach wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert, da ich keine Luft mehr bekam. Nach vier Tagen trat eine Verbesserung ein und ich durfte wieder nach Hause. Was dann folgte, war eine Art Hausarrest im eigenen Schlafzimmer. Meine wunderbare Familie stellte mir mein Essen vor die Tür, aber eine Kommunikation mit ihnen war nur per Handy und Telefon möglich. Den Geburtstag meines Mannes konnte ich nur per Videoanruf mitfeiern. Für mich, die sonst einen ganz anderen Alltag kennt und immer mit vielen Menschen zu tun hat, eine völlig skurrile Situation. Plötzlich hat man Zeit – unendlich viel Zeit.

Ich hatte nun auf einmal Freiraum, Dinge zu tun, für die man bei normalem Berufs- und Familienleben oft nicht die Ruhe findet. Ich konnte zum Beispiel jede Menge Livestreams schauen, unter anderem von ERF und Bibel TV. “Lieder sind Gebete mit Melodie“, war schon immer mein Motto gewesen. Und Lieder waren auch jetzt, wie schon so oft, ein unfassbarer Trost für mich. Ich konnte zwar wegen meiner Beschwerden in der Lunge nicht mitsingen, aber allein das Hören tat gut. Peter Mengers Lied „Ich bin geborgen“ sprach zum Beispiel von der Angst vor der Dunkelheit, von dem Schatten, den man nicht erkennen kann. Doch es hieß auch: „Fühle mich nicht gut in der Einsamkeit, doch dann denke ich daran: Ich bin geborgen.“ Mir kamen die Tränen. Plötzlich wusste ich, dass ich bei Gott gut aufgehoben war, egal, was passiert – auch wenn mir ein Ja dazu manchmal ganz schön schwerfiel.

Ich bin so dankbar, dass ich in dieser Zeit so viel Zuspruch von anderen Christen bekommen habe. Viele beteten für meine Gesundheit. Und im Nachhinein musste ich erkennen, dass bei Gott in der Tat alle Dinge zum Besten dienen. Ich habe diese Auszeit gebraucht. So langsam kehre ich ins normale Leben zurück, kann kleine Spaziergänge machen und für meine Familie da sein. Wann ich wieder zur Arbeit gehen kann, steht für mich noch infrage. Jetzt fast wieder im Alltag zurück, versuche ich mir dennoch, Zeit für Gott zu nehmen. Er hat mir mein Leben neu geschenkt.

Liedtext aus: „Ich bin geborgen“, Text und Musik: Peter Menger, © 2018 Gerth Medien, Asslar