Was wir von Christen vergangener Epochen lernen können
Die frühen Christen hatten nicht nur unter Verfolgung zu leiden, sondern erlebten schwere Epidemien. Im Jahre 165 n.Chr. bis 311 n.Chr. brachen immer wieder schwere Pestwellen über das Römische Reich herein. An manchen Tagen kamen in Rom bis zu 5.000 Menschen zu Tode.
Wie heute versuchten die Regierenden, die Seuche mit allen Mitteln in den Griff zu bekommen und griffen zu Quarantäne und Lebensmittelbevorratung. Die Lage der Erkrankten war jedoch hoffnungslos. Es war üblich, Betroffene bei Symptomen einfach auf die Straße zu legen. Ihrem Schicksal überlassen, starben sie meist elend. Die Christen begegneten dieser Situation mit Erbarmen und praktischer Nächstenliebe. Sie pflegten die Kranken, gaben ihnen Nahrung und sorgten für ihre Beerdigung.
Es war der Beginn des Krankenhaus- und Sozialwesens.
Dionysius (Bischof von Korinth) berichtet: „Die meisten unserer Brüder schonten aus übergroßer Nächsten- und Bruderliebe sich selbst nicht und hielten zusammen, besuchten unbesorgt vor Ansteckung die Kranken, leisteten ihnen ausgezeichnete Dienste, pflegten sie in Christo. Viele starben, nachdem sie andere in ihrer Krankheit gepflegt und gestärkt hatten, selbst den Tod jener auf sich übertragend.“ (Brief des Euseb)
Der Kirchenhistoriker Rodney Stark schreibt von der ungeheuren Anziehungskraft, die die frühe christliche Gemeinde auf ihre Umgebung besaß. Ihr Zeugnis und ihre Standfestigkeit, inmitten von Verfolgung und Seuchen, führten immer mehr Menschen zu ihnen.
Der Glaube an den auferstandenen Jesus Christus erfüllte die Christen und ihre Freude am ewigen Leben schien ihre Widerstandskräfte zu stärken.
Schwere Umstände betrachteten sie als von Gott verordnete Prüfungen zum Besten.
Im Verlauf der Kirchengeschichte war es Christen immer wieder ein Anliegen, zu bezeugen, dass Gott barmherzig und ein Erbarmer (Jakobus 5,11) ist. Sich um die Kranken und Elenden zu kümmern, ist Teil des Auftrages von Jesus (Matthäus 10,8; 25,35-40). Viele kennen dies aus der ärztlichen Mission in Übersee. Doch auch hierzulande leisten christliche Krankenhäuser und diakonische Einrichtungen traditionell einen wichtigen Beitrag im Gesundheitswesen – ebenso in Zeiten einer Seuche.
FeG-Gemeindeanfänge und Choleraepidemie
So reichen die Anfänge der Elimstiftung der Freien evangelischen Gemeinden in Norddeutschland (http://fegn.de/elim-diakonie) in die Zeit der Choleraepidemie 1892 in Hamburg mit vielen Toten zurück. Damals versorgten Christen die Kranken und verkündigten den Menschen Gottes Wort. Es entstand ein „Siechenhaus“, das 1896 vom Senat die Anerkennung als „Milde Stiftung“ erhielt. Bald darauf wurde ein Gemeindehaus gebaut.
Was geschieht heute?
Das große bundeseigene Werk Bethanien (Wortbedeutung: „Haus des Elends“) versucht schon viele Jahre mit vielfältigen Pflege- und Betreuungseinrichtungen für Menschen da zu sein. (https://www.diakonie-bethanien.de/). Zurzeit behandelt die dazugehörige Lungenfachklinik Hemer etliche am Coronavirus erkrankte Menschen – zum Teil intensivmedizinisch.
Auch eine Gemeinde unterstützt gegenwärtig die medizinische Versorgung. Die Freie evangelische Gemeinde in Solingen-AufderHöhe stellt ihren Gemeindesaal für Betten zur Verfügung, falls die Kapazitäten im Krankenhaus erschöpft sein sollten.
Geschützte Wege finden, um „Glaube, Liebe, Hoffnung“ zu bringen
In der jetzigen Epidemie sind Maßnahmen zum Gesundheitsschutz lebenswichtig, „social distancing“ ebenfalls, um weder sich noch andere zu gefährden. Doch wir wollen uns anspornen lassen, im Rahmen der geschützten Möglichkeiten, Anteil am Schicksal der Leidenden zu nehmen – nicht zuletzt in der Fürbitte.
Zu allen Zeiten ist die Botschaft von „Glaube, Liebe, Hoffnung“ und tätige Nächstenliebe das, was Menschen brauchen.
Quellen:
Der Brief des Dionys bei Eusebius von Caesarea, Kirchengeschichte 7,20–22 (Eusebius von Caesarea, Kirchengeschichte, hg. und eingeleitet v. Heinrich Kraft, Darmstadt ³1997, S. 335-338 und auch: http://www.unifr.ch/bkv/kapitel53-21.htm
Rodney Stark, „The triumph of christianity. How the Jesus movement became the worlds largest religion“, Harper One
https://fegn.de/stiftung-fegn/geschichte/